In meinem Garten stehen vier Bäume:
Linde, Eiche, Birke und Buche.
Sie alle sind Teil des Ganzen, der Natur.
Sie alle ziehen Wasser aus dem Boden.
Sie alle fangen die Sonne auf
und sind zuhause von so vielen.
Doch immer nachts, wenn alles schläft,
schleicht ein Wildschwein um sie herum.
Es will für sie nichts Gutes, das ist klar.
Es rüttelt sie, es schüttelt sie,
reißt ihnen die Rinde heraus.
Und jeden Morgen sehe ich
wie Harz aus den Wunden trieft.
Angefressen mit tiefen Narben.
Und trotzdem stehen sie da:
Stolz, lassen den Kopf nicht hängen.
Ich sehe wie ihre Blätter fallen,
verschiedener Farben,
wie sie langsam zu Boden kreisen.
Dann bilden sie, wie ein Schatten,
Berge um ihren Baum herum.
Sie suchen Schutz. Geborgenheit?
Ich sehe ihre Geschichten.
Ich sehe ihre Angst.
Und trotzdem spüre ich,
wie sich ihre Schatten in Liebe umarmen.
Jetzt liegt Birke unter Linde
und Eiche unter Buche,
vermischt,
nicht allein.
Sie geben einander Kraft.
Im ewigen Kreis kommt alles zurück.
Der Zusammenhalt und die Offenheit der Blätter
ziehen in die Wurzeln ein.
Die Kronen werden größer.
Die Wunden in der Rinde heilen.
In meinem Garten stehen vier Bäume,
und sie sind stark, gemeinsam.
Ein Märchen aus unserer Zeit von Celine Sönmez
Friedrich-Ebert-Gymnasium
Berliner Ensemble 15. 12. 2015 | 11.00 – 13.30 Uhr
Eröffnung mit Staatssekretär für Bildung Herrn Mark Rackles
Literaturhaus Berlin 17. 12. 2015 | 11.00 – 13.00 Uhr
……………………… 18. 12. 2015 | 11.00 – 11.00 Uhr
Irini Amargianaki
Hunsrück-Grundschule, Otto-Nagel-Gymnasium, Primo-Levi-Gymnasium, Friedrich-Ebert-Gymnasium, Ellen-Key-Schule, Max-Planck-Gymnasium, Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, Gemeinschaftsschule Friedenau
Theresa Henning, Lilly Jäckl, Inger-Maria Mahlke,
Misha Bolourie, Zehra Cirak, Tzveta Sofronieva
Luis Chaves (Costa Rica), Zsófia Bán (Bulgarien)
Herbstliteratur, ein Nachwuchsprogramm für die Literaten von morgen. Schon seit 2004 hat dieses Programm seinen festen Platz im Berliner Kultur-Herbst. Herbstliteratur stellt das gewöhnliche Leseprinzip auf den Kopf. Nicht Autoren lesen aus ihren Werken, sondern Kinder verfassen und lesen ihre eigenen Texte vor. In von Schriftstellern geleiteten Werkstätten erproben sie den künstlerischen Umgang mit Sprache. Sie lernen ihre eigenen Gedanken und Ideen, ihre Phantasie- und Vorstellungskraft sowie ihre ersten literarischen Gehversuche ernst zu nehmen und selbstbewusst in den öffentlichen Raum zu tragen. Die Lesungen mit den neuesten Werken finden jährlich Anfang Dezember im Berliner Ensemble und im Literaturhaus Berlin statt. Aufgrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen widmet sich die Herbstliteratur 2015 in diesem Jahr dem Themenschwerpunkt Flucht und Geflüchtete – Willkommen in Berlin. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler kommen aus regulären Schulklassen und aus Willkommensklassen.