LAURA UND IHRE FAMILIE
Es war einmal ein Mädchen, das mit Eltern lebte, die nicht hören konnten, mit Eltern, die mit den Händen redeten. Das Mädchen hieß Laura und war acht Jahre alt. Sie musste die Sprache erst lernen, die die Eltern mit ihr sprachen, aber nach ein paar Jahren konnte sie die Sprache auch.
Als Laura ungefähr zehn Jahre alt war, bekamen ihre gehörlosen Eltern noch eine Tochter. Sie war ein sehr ruhiges und zartes Baby. Laura hatte schon die Befürchtung, dass die kleine Marie auch gehörlos war, und holte eine Flöte aus dem Zimmer ihrer Mutter und pustete so doll, wie sie konnte, in die Flöte. Marie erschrak und fing an zu schreien. Laura wusste jetzt, dass sie keine gehörlose Schwester hatte. Die Mutter, die gerade zur Tür hereinkam, sah, wie stark Laura in die Flöte pustete, und erschrak. Sie sagte in Gebärden-Sprache zu Laura, dass sie aber schnell in ihr Zimmer gehen soll und bis zum Abendessen in ihrem Zimmer bleiben sollte, weil es dem Baby schadet, wenn es so lautes Pfeifen ins Ohr kriegt. Laura war sauer und sagte: „Du kannst es ja sowieso nicht hören!“ und ging auf ihr Zimmer. Am Abend kam Laura aus ihrem Zimmer und entschuldigte sich.
Natürlich konnte Marie die Sprache nicht von ihren Eltern lernen, denn sie waren ja gehörlos. Deswegen musste Laura ihr die Sprache beibringen und hatte nicht mehr so viel Zeit für die Schule und bekam in der Klassenarbeit eine Drei, aber sie fand das halb so schlimm. Als Marie endlich reden konnte, hatte Laura wieder Einsen in der Schule und hatte noch ein wunderschönes Leben mit ihrer Familie. Manchmal sangen die beiden Kinder Lieder, dann war es fast so, als ob die Eltern hören würden.
ENDE