Julia Glubs zum Hören
Gedicht:
Kurzgeschichte:
Die Sonne zart durch die Fenster scheint
und dein Atem mir sanft den Rücken wärmt.
Wenn
Das Licht sich hell in deinen Haaren verfängt
und langsam leicht das Zimmer durchkämmt.
Wenn
Vögel trällernd den Frühling spielen
und Eichhörnchen im Geäst herumturnen.
Wenn
Ich weich deinen warmen Körper spüre
und mich tief mit dir in die Kissen wühle.
Wenn
Zeit keine Rolle mehr zu spielen scheint
und einzig der Augenblick für mich zählt.
Wenn
Ich deine Hand auf dem Herzen spüre
und mich deine weichen Lippen
Hauchzart am Nacken berühren-
Meine Haut zu einem prickelndem
Kribben verführen.
Dann
Schlägt mein Herz wie toll, ganz verrückt.
Keines Gedankens mehrfähig
Will niemals hier weg.
Denn
Dieses Gefühl ist das pure Glück!
Ding! Ratternd öffnet sich die Tür der S-Bahn. Mit klopfendem Herzen steigt Ammi aus. Oh Gott! Was mach ich hier?! Bin ich total verrückt? An sich konnte man Amilin als offenes Mädchen beschreiben, relativ selbstbewusst, wellige schwarze Haare und braune Augen. Eine spitze Nase ließ sie etwas hochnäsig wirken, wenn sie schmollte, was von ihrem ebenso spitzen Kinn unterstrichen wurde, nur ihre vollen Lippen milderten den Effekt. In ihrem Kopf klingen die Stimmen ihrer Freunde: „Du willst was?! Bist du total verrückt? Du kennst den Typi doch gar nicht richtig! Nur vom Chat, und da willste den gleich treffen? Was ist, wenn das ein totaler Spinner ist oder ein Perverser?“ „Ach kommt schon, der ist doch echt voll nett, außerdem…na ja ich treffe ja nicht nur ihn, sondern auch seine Mutter.“ Den Freunden Kleea, Stella und Greg fiel die Kinnlade herunter.
Dann fing Stella an zu lachen und die Diskussion setzte sich fort. Ammi seufzt, am Ende ist es dann darauf hinausgelaufen, dass ihre drei Freunde sie mit der Kamera verfolgten. Wenn ich da mal keinen Lachkrampf bekomme. Allein die Vorstellung brachte sie unweigerlich zum grinsen. Eine rumalbernde, hysterische Gruppe, wie sie von einer Säule zur nächsten huschten und unablässig kicherten. Nicht nur, dass eine giggelnde mit Kamera bewaffnete Gruppe hinter ihr her war, nein, ihre Hände fingen jetzt auch noch an zu zittern und die Knie wurden ihr weich. Sie rief sich innerlich zur Ruhe und atmete tief ein. Es war eine spontane Idee gewesen, den achzehn jährigen Vincent vom HBH abzuholen, zwei Jahre ist er älter als sie. Vincent lebt in Köln, da aber seine Mutter in Berlin wohnt mit ihrem Freund und drei Söhnen, will er nach Berlin ziehen.
Vincent- wie oft hatte sie sich schon ausgemalt, wie er jetzt aussieht, klar er hatte Bilder gezeigt, meinte aber, die meisten seien zu alt, und auf dem Neusten war er beim Fasching als Punker verkleidet. Und wie wohl seine Stimme klang? Kleea und sie hatten bereits einen Lachkrampf, weil sie sich einen blendend hübschen Jungen vorstellten, und dann die Stimme, wie aus einem Horrorfilm, heiser und tief brummend. Suchend sah sie sich um, lauter Menschen, große, kleine, dicke, dünne. Vincent hatte braunblonde Haare und blaue Augen, das allerdings war aber schon so ziemlich alles, was sie von seinem Aussehen wusste. Praktisch konnte es jeder sein. Vielleicht der da hinten oh nein bitte nicht ich bin ja nicht feige aber da würde ich weglaufen. Zu ihrer
grenzenlosen Erleichterung sprach dann jemand den Jungen an und sie gingen von dannen. Bei jedem wartend oder suchend Blickenden setzte ihr Herz aus. Ein anderer Junge mit schwarzen Haaren sah nachdenklich auf seine Armbanduhr und schaute sich dann um. Das dichte Gedränge auf dem Bahnsteig versperrte ihr ab und zu die Sicht auf den relativ süßen Boy. Bumbum,Bumbum, ihr schlug das Herz bis zum Hals und ihre Hände waren schweißig. Wie blöd fing Ammi an zu grinsen, dass musste er sein ; und dann sah auch er sie. Lässig schlängelte er sich durch die Menge auf sie zu. Das mechanische Grinsen hatte sich auf ihrem Gesicht festgeschraubt. Seine Mutter war nirgends zu sehen. Puh ,wenigstens habe ich noch eine Gnadenfrist bekommen. Obwohl es ihr lieber wäre, die Mutter zuerst kennen zu lernen. Aber zu spät, einen Meter vor ihr blieb er stehen. Seine Augen schimmerten blau und- ahh! Da stand ein komplett Fremder vor ihr und sie fuhr auch noch mit zu deren Garten! Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, klarer Fall, wüsste ihre Mutter oder ihr Vater davon, sie wäre so gut wie tot.
Leichtsinnig war das und dass wusste sie, aber die Mutter von dem da war doch auch dabei und er klang echt voll korrekt. Auch wenn sie bis jetzt noch nicht einmal ein Hi von ihm gehört hatte. Etwas schüchtern fragt er sie „Hey, wie geht’s.“ Was für ein süßes Lächeln! „Äh, ja gut danke…und dir?“ fragt sie nervös zurück. Oh man wie peinlich! „ja, gut danke.“ Komisch, irgendwoher kommt er mir bekannt vor. Aber das soll ja oft bei Seelenverwandten so sein. Grinsend bot er ihr die Hand- „hab ich dir doch versprochen. Ich halte, was ich verspreche.“ „Ähm, ja klar.“ Sie nahm seine Hand, was für lange Finger er hat!, in die Ihre und lächelte verlegen. Durch den Bahnhof schallte gackerndes Lachen, na tol ,unauffälliger konnte man ja wohl nicht sein! Vincent hatte jedoch zum Glück nur einen kurzen Blick für Ammi`s Freunde übrig, zum Glück! Munter fing er an, von seinem Leben zu plaudern, wobei er sie ständig und unaufhörlich anstrahlte. „Meine Mum is echt schon voll auf dich gespannt, wunder dich nicht wegen Hans, der ist immer ein wenig brummig.“ „Oh, ja, wer ist denn Hans, wenn man fragen darf?“ „Oh sorry, das ist der Freund von meiner Muddi. Wo geht`s denn hier raus, ist ja das reinste Labyrinth!“ Nach zehn Minuten Suchen fanden sie den Ausgang, während das Kamerateam ihnen immer lachend folgte. Oh Gott, lass ihn das nicht merken!
Sie standen noch eine Weile vor dem HBH, bis endlich die Mutter und deren Freund Hans mit dem Auto aufkreuzten. Ok, alles gut, hübsches Auto, gepflegt, Mutter gut angezogen, Freund gut angezogen, gepflegt. Das war im Moment das einzige, was sie realisierte. Die Fahrt dauerte nicht lange – fast die gesamte Zeit stierte sie aus dem Fenster, um sich den Weg genau einzuprägen. Ab und zu beantwortete oder stellte Ammi Fragen. Sie kamen an. Ein mittelgroßes Haus und ein Tor und ein Weg, der hinter das Haus führte, wahrscheinlich zum Garten. Weiße Farbe ließ das Rot der Ziegel noch krasser wirken und die Fenster sahen irgendwie leer aus. „Willkommen in der Höhle des Löwen,“ scherzte Carolin (die Mutter). Vincent`s Haus stand direkt vor einer Bushaltestelle an der gerade ein Bus hielt. Nein, oh nein, das kann doch nicht… „Sind das nicht die von vorhin?“ „Kann sein, lustig, wie klein die Welt ist oder? Komm las uns reingehen ja?“ Mit argwöhnischem Blick folgte er ihr ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Das Getuschel hinter einem Busch hörte er nicht mehr. Der Rest des Abends verlief ruhig und in langen Gesprächen , bis es Zeit wurde zu gehen. Schnell schaute sie noch im Internet nach, welche Bustrecke sie nach Hause nehmen konnte.
Vincent brachte sie über die Straße zur Haltestelle. Ganz der Kavalier, den sie sich schon immer gewünscht hatte. Während sie auf den Bus warteten, nahm er sichtlich Anlauf- „Das war echt schön heute, seh`n wir uns morgen wieder?“ „Morgen ist super, was wollen wir denn machen?“ „Ich will jetzt eigentlich nur eins machen.“ Er lächelt sie charmant an, streichelt ihre Wange und umarmt Ammi vorsichtig. Hebt ihr Kinn und küsst sie. Küsst und küsst und küsst. Die kalte Abendluft ist vergessen, nur seine Lippen sind da, weich und zärtlich.
Dring! Müde wälzt Ammi sich aus dem Bett, eine SMS? Bestimmt von ihm. Die atemberaubenden Küsse der vergangenen Nacht hingen ihr immer noch auf den Lippen, sie hatte sich extra deswegen nicht die Zähne geputzt. Freudig und mit klopfendem Herz nimmt sie ihr Handy und schaut auf den Bildschirm. Greg. Hä was will der denn so früh? Die SMS war kurz und bündig: „Geh zu Youtube und guck unter Blinddate^^!“ Was bitte sollte das denn?! Doch bevor sie den Computer auch nur erreicht hatte, klingelte ihr Handy erneut. Vincent! :Eigentlich hätte ich es wissen müssen, aber das du so falsch bist, hätte ich echt nicht gedacht, das ist echt das letzte. Du bist der größte Fehler in meinem Leben, aber aus Fehlern lernt man ja. Wum, das war ein Schlag ins Gesicht, was hatte sie denn getan? Im Internet fand sie dann die Antwort, das konnte doch nicht wahr sein! Ein rein gestelltes Video strahlte sie an, auf dem Anzeigephoto sie und Vincent! Die Überschrift war, -verknallt, verliebt, reingelegt, so schnell kann`s gehen, wenn man(n) nicht aufpasst- Ammi glaubte vor Nicht glauben wollen gleich vom Stuhl zu kippen, was sie wahrscheinlich auch getan hätte, hätte das Telefon nicht in diesem Moment geklingelt. Sie nahm ab. „Ja?“, flüstert sie in den Hörer. „Hey du alte Socke, schon gesehen das bei Youtube? Ist das nicht der Hammer?! Wir saßen 4 Stunden dran, na ja schneiden und so halt, der Titel ist übrigens von mir!“ „Du, ihr wart das?“ „Ja klar, wer sonst, und -gefällt`s dir? Ein Schlag gegen die Männerwelt!“, jauchzte Stella triumphierend aus dem Hörer. Ammi fehlten die Worte, am liebsten hätte sie angefangen zu weinen und Stella anzuschreien, aber stattdessen sagte sie nur: „Scheiße.“ Und legte auf.
Ich hab etwas verloren, Ich hab etwas verloren,
ich find es einfach nicht! es war ein Teil von mir!
Nie hat es mich verlassen, Wie kann das nur passieren,
jetzt schmerzt mich‘s innerlich… ich glaub, es starb in mir…
Ich hab etwas verloren,
weißt du vielleicht wo‘s ist?
Es ist als wär‘s gestorben,
nicht glücklich glaube ich…
Ich hab etwas verloren,
ich fühle mich so leer!
Es hat mir stets geholfen,
jetzt wird es das nicht mehr…
Ich hab etwas verloren,
weißt du wovon ich sprech?
Tagein Tagaus war‘s bei mir,
bist… ich weiß nicht mehr!
Ich hab etwas verloren,
ist weder klein noch groß!
Vielleicht wurd‘s mir gestohlen,
für andre ist‘s nichts wert…
Ich hab etwas verloren,
es ging so furchtbar schnell!
Es leuchtete so tröstlich,
zuletzt nicht einmal hell…
Ein langer Blick, innig Verstehen,
nicht lang zu reden um zu sehen,
es hat kein Sinn, der Halt ist fort,
dein Herz ein lieblos leerer Ort.
Ich geh zur Tür, bleibe nicht stehn,
es hat kein Sinn zurück zu gehn.
Ich weiß genau es war nie da,
wo es bei mir doch immer war.
Es tut so weh es ein zu sehn,
es tut mir leid, Teddy muss gehen.
Einst eine Amsel saß im Regen,
wollt sich duschen, sich gut pflegen.
Als der Regen langsam versiegt,
die Amsel sacht zum Boden fliegt.
Wollt sich in der Pfütze sehen,
fliegt in Matsch, verflucht,
der Regen.
Stolz marschiert ein Hahn umher,
mit hoch erhobenem Schnabel.
Sein schillerndes buntes Federkleid,
ist Feder für Feder edel gereiht.
So voller Elan und kühnem Haupt,
den gegen den Himmel errichtet.
So ganz bei sich, entgegen dem Licht,
von Heldentaten er träumt.
Nun könnte man sagen, ihn soll’s nun nicht plagen,
es könnte auch Wagemut sein.
Denn wer kann es ahnen,
auf holprigen Wegen befindet sich manch einer Stein.
Es musste passieren, der Hahn sich blamieren,
hätt er’snur vorher gewusst.
In späteren Tagen, das hört man ihn sagen,
da schaut er wohl nicht in die Luft.
Verlorener Mut, zersplitterter Sinn,
ein Schatten, der ich nur noch bin.
Ich sah in den Spiegel, schaute ganz genau hin,
und merkte, dass ich nicht weiß wer ich bin.
Ich lebe nicht nach Träumen, ich lebe nach Sinn,
ich lebe um zu merken das ich gefangen bin.
Freiheit will ich, Freiheit hab Mut!
Wer schuftet und ackert, dem geht es gut.
Fehler macht jeder, doch ist es nicht leicht,
in einer Welt in der niemand jemals verzeiht.
Nach Vorstellung leben, auch wie wär das schön?!
Verweiger die Pflichten, ignoriere die Angst.
Und würd ich das tun, allein, ganz allein,
so käm es drauf an, ob ich diese Bürde auch tragen kann.
Früher, ja da lebte man in den Tag hinein,
ohne Sorgen und jede Pein, geschützte Kindheit, sicheres Heim.
Man lebt nur einmal, und das Leben ist mein,
ich lass mich nicht zwingen, doch die Antwort ist NEIN.
Was soll ich machen?
Mich quelt‘s so sehr!
Es nur zu wissen,
noch nicht lange her.
Ich sehe in Augen
die ich liebe, so sehr.
Es schmerzt mir das Wissen,
dass ich träumte zu sehr.
Ich war doch glücklich,
so sicher war ich,
dass diese Bindung unnahbar ist.
Ich dachte ich könnte vertrauen,
wie konnt so blind ich sein?!
Zu groß sind meine Ängste,
wieder allein zu sein.
Und nun steht jeden Tag,
Die Lüge im Gesicht,
welch ich mir war so sicher,
jetzt Blut ich innerlich.
Der dunkle Wald,
der karge Weg.
Ein Wanderer,
dort oben geht.
Ich wink ihm zu,
ich rufe laut.
Meine Stimme verhallt im Tal.
Dort geht er,
der stille Wanderer.
Geradeaus und stetig,
ich rufe vergeblich.